Vollblut-Techniker im sozialen Dienst
Erfahrungen aus meinem Bundesfreiwilligendienst 27+
Hallo, ich heiße Günther, bin 58 Jahre alt und leiste seit Juni 2022 meinen Bundesfreiwilligendienst 27+ in einer Werkstatt für behinderte Menschen bei der St. Elisabeth-Stiftung in Biberach an der Riß.
Der „engagierte Ruhestand“ ist ein spezielles Programm, in dem ich als ehemaliger Mitarbeiter eines großen Telekommunikationsunternehmens, in den Vorruhestand gehen kann. Dazu muss man innerhalb von drei Jahren entweder 1000 Ehrenamtsstunden leisten oder sich ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst engagieren. Mein Bauchgefühl sagte mir, einen BFD 27+ zu machen, obwohl dies mehr als 1000 Stunden Arbeit bedeutete.
Ich bin ein Vollblut-Techniker und war über 30 Jahre im Bereich Computertechnik und -Sicherheit tätig. Deshalb wollte ich auch im Bundesfreiwilligendienst etwas mit Technik machen und wurde sogar in der Nähe meines Wohnorts fündig.
Die Werkstatt für behinderte Menschen der St. Elisabeth-Stiftung in Biberach suchte Freiwillige im Bundesfreiwilligendienst 27+ und ich bewarb mich kurzerhand um einen Platz. Da ich bisher keine Berührung mit Menschen mit Behinderung hatte, wurden vorab zwei Tage Probearbeit vereinbart. Das fand ich sehr gut, da ich vor einer Zusage testen konnte, ob mir die Arbeit mit behinderten Menschen liegt. Nach der Probearbeit in den Bereichen Datenarchivierung, Schlosserei und Montage hatte ich den Eindruck, dass es zu mir passte und ich sagte zu.
Mein Bundesfreiwilligendienst 27+ startete im Bereich der Datenarchivierung. Hier werden für andere Firmen und Behörden Dokumente und Pläne eingescannt. Weiterhin können Privatpersonen ihre DIAs, Negative, Bilder, Filme und Videos digitalisieren lassen. Ich begann mit dem Einscannen von großen Bauplänen, was den Menschen mit Behinderung oft Probleme bereitet.
Nach und nach kamen dann die sozialen Tätigkeiten hinzu. Dazu gehört, den Menschen beim Mittagessen zu helfen, Pausenaufsicht zu machen, einmal in der Woche Hol- und Bringfahrten in die Musikschule zu übernehmen und natürlich eine regelmäßige Unterstützung im Arbeitsalltag der Beschäftigten.
Gelegentlich durfte ich auch Material von unseren Kunden abholen bzw. liefern, dringende Einkaufsfahrten übernehmen und bei Gemeinschaftsveranstaltungen mitwirken.
Es ist ein anderes Arbeiten, wie ich es aus meinem bisherigen Beruf gewohnt war. Mit Menschen zu Arbeiten und nicht mehrere Telefonkonferenzen am Tag zu haben, war ein völlig neues und schönes Gefühl.
Wenn man mit Menschen zusammenarbeitet die eine Behinderung besitzen, behandelt man diese am besten wie jeden anderen auch. Man darf sich aber nicht wundern, wenn sie manchmal anders reagieren, als man es gewohnt ist oder erwarten würde. Vor allem darf man diese Reaktionen nicht persönlich nehmen. Manche Menschen sind aber im Verhalten auch einfach nur wie Kinder.
Mir hat meine neue Tätigkeit im BFD 27+ so gut gefallen, dass ich mich ein viertel Jahr vor Ende des Bundesfreiwilligendienstes entschieden habe, diesen zu verlängern.
Man kann ihn einmalig um ein halbes Jahr verlängern. Nun befinde ich mich in der Verlängerung und überlege gerade, was ich danach machen werde.
Ich kann abschließend sagen, der Bundesfreiwilligendienst 27+ war die richtige Entscheidung für mich.